Tumaini Junior School in Karatu

Bereits am zweiten und dritten Tag besuchten wir die Schule der Kinder, um uns einen Einblick in das Schulsystem Tansanias zu verschaffen. Da diese eine Privatschule ist, wir bisher aber nicht die Möglichkeit hatten, eine staatliche Schule zu besuchen, können wir leider keinen Vergleich herstellen. Es scheint jedoch allgemein bekannt zu sein, dass der Unterschied von staatlichen und privaten Schule hinsichtlich der Ausstattung und der Unterrichtsqualität enorm ist. Die „Tumaini Junior School“ besuchen zurzeit um die 900 Schüler. Davon sind rund 300 Kinder „Boarding Students“, sprich sie leben dauerhaft auf dem Schulgelände und fahren lediglich in den Ferien nach Hause zu ihren Familien. Hierfür existieren auf dem Schulgelände mehrere Gebäude mit Schlafsälen, in denen bis zu 40 Schüler untergebracht sind. Die Kinder werden hinsichtlich des Geschlechts und des Alters auf diese Räume aufgeteilt und in jedem Schlafsaal hat außerdem eine Lehrkraft sein Bett, sodass die Kinder immer von einer Aufsichtsperson betreut werden. Neben den Lehrern arbeiten in der Schule Frauen und Männer, die für das Waschen der Wäsche oder für die Zubereitung des Essens zuständig sind. Zeitweise gibt es Freiwillige aus aller Welt sowie andere Hilfskräfte, die Unterstützung für die Betreuung der „Boarding Students“ leisten. In der Tumaini Junior School wird sowohl in den Klassen eins bis sieben als auch in der Vorschule ausschließlich in Englisch unterrichtet, da dies neben Swahili die zweite offizielle Landessprache ist und darüber hinaus die internationale Verständigung gefördert werden soll.


Der Schulalltag beginnt täglich um 7:25 Uhr mit einer Versammlung, der so genannten „assembly“,  bei der auf dem großen Platz vor dem Hauptgebäude die Nationalhymne gesungen und Gebete gesprochen werden. Danach gehen die Schüler und Lehrer in ihre Klassen und der Unterricht startet. Die erste Pause ist die Frühstückspause von 10:40 Uhr bis 11:00 Uhr. Dann wird der Unterricht fortgesetzt bis es um 13:00 Uhr zur Mittagspause klingelt. Die Schüler bekommen das Essen in den Klassenräumen aus großen Behältern ausgeteilt und essen auch dort, da es keinen Speisesaal gibt, der einer solchen Zahl von Schülern Platz bieten würde. Gegessen wird hier, so wie in vielen einheimischen Familien, mit den Händen. Nachdem die Schüler ihre Teller draußen in großen mit Wasser gefüllten Wannen gewaschen haben und sich in der verbleibenden Zeit ihrer Pause frei beschäftigt haben, geht es um 14:00 Uhr zurück in die Klassenräume. Sobald um 15:20 Uhr zum Schulschluss geläutet wird, versammelt sich die Schule erneut zu einer kurzen „assembly“.


Um einen guten Eindruck in das Schulleben zu bekommen, wollten wir so viel miterleben, wie nur möglich. Nachdem wir gemeinsam einen Frühstücksbrei aus Reis, Hirse, Soja, Erdnüssen und Sesam zu uns nahmen, machten wir uns um 7:00 Uhr zu Fuß auf den Weg zur Schule. Der Schulweg durch die umliegenden, einheimischen Dörfer dauert ungefähr 30 Minuten. Die Zeit auf dem Schulgelände verbrachten wir in verschiedenen Klassen, wobei es uns sehr interessierte, wie das Lernen in der ersten Klasse beginnt. Hierfür besuchten wir die sogenannte „Baby-Class“, in der Kinder bereits im Alter von drei bis fünf Jahren unterrichtet werden. Wir waren sehr beeindruckt von dem Lernniveau der Kinder und der Unterrichtsweise. Durch gemeinsames Singen und Tanzen werden beispielsweise das Alphabet und die Zahlen spielerisch erlernt.


Der Höhepunkt unseres Aufenthaltes in der Schule war das Mittagessen am Mittwoch. Wir aßen zusammen mit einigen Schülern einer sechsten Klasse das lokale Gericht „Ugali“ (Maisbrei) und verzichteten dabei auf das uns angebotene Besteck, um dem Alltag der Kinder wirklich nahe zu kommen. Für uns war dies eine völlig neue Erfahrung und wir merkten anhand der Reaktionen der Kinder während des Essens sowie während des Abwaschens der Teller, wie überrascht diese von unserem Verhalten waren.


Unser Gesamteindruck von der Tumaini Junior School ist sehr positiv, denn hinter der Einrichtung steckt der Wunsch, junge Tansanier zu fördern und ihnen eine gute Bildung zu ermöglichen. Das Schulmotto, welches uns stolz im Chor vorgetragen wurde, lautet: „strive for excellence“. Wir freuen uns daher, dass die zwölf Kinder des Waisenhauses diese Privatschule besuchen. Außerdem sind wir überaus stolz auf das „THS für Karibuni“-Projekt, welches sich in das Sozialcurriculum unserer Schule etabliert hat, da wir durch das Engagement vieler Beteiligter jährlich das Schulgeld für die Kinder bereitstellen können. Trotz alledem ist es aufgrund des finanziellen Aufwandes noch lange nicht jedem Kind in Tansania möglich, eine solche Bildung zu erhalten. Uns dessen bewusst zu werden, stimmt uns traurig, doch wir erachten diese Erkenntnis als sehr wichtig.