Medizinische Versorgung

Lutheran Hospital

Am Rande der Stadt Karatu befindet sich das sogenannte „Lutheran Hospital“, welches wir im Laufe unseres Aufenthaltes besuchten. Der Weg, über welchen man die Klinik erreicht, ist eine sehr lange und nicht gepflasterte Straße. Wir waren verblüfft darüber, dass ein wichtiger Ort wie dieser so abgelegen liegt, und waren außerdem gespannt, wie das Krankenhaus wohl aussehen würde. Mama Maria, die Hausmutter der Kinder, begleitete uns, da sie einen der vor Ort tätigen Ärzte kennt, und organisierte, dass uns das gesamte Krankenhaus gezeigt wurde. Dort angekommen durchquerten wir durch den Haupteingang den Wartebereich, in dem sich Patienten anmelden und registrieren lassen müssen. Von diesem mit einfachen Holzbänken ausgestatteten Raum geht ein Flur ab, auf dem sich einige Ärztezimmer befinden. Wir trafen dann auf den Leiter der Pharmazie, welcher uns das Gelände und die Räumlichkeiten zeigte. Er brachte uns zuerst zu den zwei auf dem Gelände vorhandenen Apotheken, bei denen sich die Patienten ihre Medikamente durch ein kleines Fenster abholen. Daraufhin schauten wir uns die Lagerräume an, in denen sämtliche Hilfsmittel, wie zum Beispiel Katheter, Spritzen und Kompressen, aufbewahrt werden. Auch ein Labor ist auf dem Gelände vorzufinden, welches uns jedoch relativ klein und nur mäßig ausgestattet erschien. Im Anschluss daran lernten wir den Radiologen des Krankenhauses kennen. Dieser verfügt über zwei Ultraschall- und ein Röntgengerät, welche er uns stolz präsentierte. Sehr überrascht waren wir, als wir erfuhren, dass die aufgenommenen Fotos des Röntgengerätes erst in einer Dunkelkammer entwickelt werden müssen, sodass es circa eine viertel Stunde dauert, bis die Aufnahmen überhaupt angeschaut und ausgewertet werden können. Darüber heraus herrschte im Röntgenraum große Unruhe, da einige Angestellte gerade dabei waren, den Arm eines Patienten zu röntgen, und außerdem weitere Personen den Raum durchquerten, um in andere Räume zu gelangen. Nachdem wir diesen Bereich verließen, fiel uns ein nahegelegenes Gebäude auf, welches das Leichenschauhaus war. Vor dem Eingang standen viele Personen, die, wie wir herausfanden, darauf warteten, dass ihnen die Leichname von Angehörigen übergeben werden. Wir machten uns dann auf den Weg zu den OP-Sälen, von denen zwei existieren. Diese konnten wir uns leider zu dem Zeitpunkt nicht anschauen, doch wir sahen die Intensivstation. Dort bemerkten wir große Unterschiede zu einer solchen Station in einem deutschen Krankenhaus, da der Raum lediglich mit Betten ausgestattet war und keinerlei Versorgungsgeräte zu erkennen waren, was jedoch auch daran gelegen haben kann, dass sich kein Patient auf der Station befand. Von dort aus machten wir uns dann auf den Weg in das nächste Gebäude, in dem sich die Patientenzimmer befinden. Diese sind große Räume, in denen um die vierzehn Personen untergebracht werden. Die Betten stehen aufgereiht an der Wand und die Patienten haben keine Privatsphäre. Zudem sind die Räume meist sehr voll, da sich neben den Patienten auch die Angehörigen dort aufhalten. Die Zimmer sind unterteilt, sodass es auf jeder Station ein Zimmer für die Männer und eins für die Frauen gibt. Wir waren sehr schockiert von der Offenheit mit der wir in diese Patientenzimmer geführt wurden, um sie uns anzuschauen, obwohl dort viele erkrankte Menschen lagen, die teilweise starke Schmerzen hatten. Auf der Kinderstation befanden sich glücklicherweise nur wenige Patienten, jedoch trafen wir auf einen circa zwölf Jahre alten, schwer verletzten Jungen. Von diesem wussten wir lediglich, dass er bei einem Unfall verletzt worden war, doch uns wurde von dem Leiter der Pharmazie angeboten, ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten. Ohne unhöflich sein zu wollen, nahmen wir dieses Angebot nicht an, sondern lächelten dem Jungen zu und sprachen unser Beileid aus, da wir keine Informationen über das Krankheitsbild dieses Kindes hatten. Die Entbindungsstation war hingegen gut gefüllt. Als wir gerade dort waren, wurde eine neue Patientin in das Zimmer gebracht, die gerade einen Kaiserschnitt hinter sich hatte. Diese lag nun also in einem Zimmer mit mehreren Müttern und deren Neugeborenen. Mit diesen Eindrücken verließen wir die Patientenstation und schauten uns eine weitere Abteilung an, von der wir positiv überrascht waren. Obwohl uns zuerst keiner wirklich sagen konnte, wie diese Station bezeichnet wird, fanden wir dann heraus, dass es sich um die Vor- und Nachsorge bei Schwangeren und deren Kindern handelt. Die Patienten werden hier auf in Afrika weit verbreitete Krankheiten wie HIV oder Tuberkulose getestet. Neben dieser Station fanden wir das Aktenlager des Krankenhauses vor, von dem wir sehr fasziniert waren: die Patientenakten existieren lediglich in Papierform und es gibt keine elektronischen Aufzeichnungen.


Wir erachteten es als sehr interessant, uns das „Lutheran Hospital“ und die Umstände dort anzuschauen, da dies durchaus positive sowie negative Eindrücke mit sich brachte. Die hygienischen Umstände, die man in einem solchen öffentlichen Krankenhaus hier vorfindet, sind beinahe unvorstellbar. Auch das bereits erwähnte Fehlen von Privatsphäre und Ruhe ist sehr gravierend und fiel uns stak auf, da selbst wir als Besucher in Räume geführt wurden, in denen kranke oder verletzte Patienten aufgrund ihrer Schmerzen litten oder sogar wimmerten und weinten.

Health Center Rhotia

Neben den öffentlichen gibt es in Tansania auch private Krankenhäuser, deren Standards und Ausstattung wesentlich besser sind. Um uns ein Bild von diesen Unterschieden zu machen, besuchten wir das Krankenhaus in Rhotia, welches von Schweizer Nonnen gegründet wurde und noch immer von diesen geleitet wird. Sowie das öffentliche Krankenhaus hat auch dieses eine eher einsame Lage, doch uns fiel sehr schnell auf, dass es auf dem gesamten Gelände wesentlich geordneter und ruhiger vorging. Die größten Unterschiede erkannten wir hinsichtlich der Hygiene und der Patientenzimmer. Es waren eher kleine Dinge, die uns auffielen, die jedoch im Endeffekt von großer Bedeutung waren. Hierbei gibt es in Rhotia zum Beispiel Mülleimer und Spender mit Desinfektionsmittel auf dem Gelände des Krankenhauses, von denen im öffentlichen Krankenhaus in Karatu keine Spur ist. Die Zimmer bieten den Patienten die notwendige Ruhe, denn das Krankenhaus verfügt über acht Zweierzimmer und fünf Sechserzimmer. Dies beeinflusst wiederum die Hygiene und senkt die Ansteckungsgefahr unter den Patienten enorm, weshalb die Patienten in Rhotia wesentlich bessere Heilungs- und Genesungschancen haben, als die Patienten der öffentlichen Krankenhäuser. Hinsichtlich dieses Themas darf die Betrachtung des finanziellen Aspektes auf keinen Fall vergessen werden, denn auch wenn ein stationärer Aufenthalt in jedem Krankenhaus kostet, sind die Kosten in privaten Krankenhäusern viel höher. Somit kann sich ein sehr großer Teil der Bevölkerung den Luxus einer guten medizinischen Versorgung einfach nicht leisten.